YELLOW MAGIC ORCHESTRA REMASTERED

(Elektronische Musik, Japan 1979)

Eingelegt und was ist das? Es piepst...
Ein Produktionsfehler oder ein technisches Problem mit dem Cd-Player? Weit gefehlt!
Das Piepsen gewinnt an Komplexität und da plötzlich kommen bei den meisten Höhrern wohl Erinnerungen hoch. Die einen kannten und liebten es, die anderen kennen Leute, die es kannten und liebten. Kein Zweifel! Was da in sauberen Stereo aus den Lautsprechern dringt ist der Midisound von Circus, einem berühmten Computerspiel von 1977, neu arrangiert, verwoben, digital remastered und damals wie heute klingt das Game Over frei nach Chopins Trauermarsch.
Wäre damit alles über Yellow Magic Orchestra gesagt, wäre es aber wohl kaum einer Rezension wert, denn die Scheibe ist nicht einfach nur eine Zusammenstellung von Midigeräuschen alter Computerspiele wie das schon erwähnte Circus (1977) oder auch Space Invaders (1978), sondern vielmehr eine wirklich wohlklingende Reise in den Flair der Computerspielanfänge mit schönen Melodien und viel Yonanuki, jenen Melodien, die in westlichen Ohren so typisch fernöstlich klingen und deren Töne erst in im zwanzigsten Jahrhundert ausgerechnet unserer westlichen Heptatonik entlehnt wurden, mögen sie auch den Klängen früherer japanischer Musikgenres stark ähneln.
Yellow Magic Orchestra (1979) ist das Debutalbum der gleichnamigen japanischen Band. Als eine zeitgenössische Computerspiel-Hommage ist sie heute nicht einfach nur historisch, sondern klingt auch in unserer Gegenwart wie eine ziemlich verrückte und kreative Scheibe, als ein Meilenstein speziell japanischer Kreativität.
Letztlich dürfte es daher egal sein, ob man die Spiele nun kennt oder nicht. Sogar jemand, der glaubt, es habe keine Computer ohne Windows und keine Spielekonsolen ohne 3D gegeben, wird sich hier nicht langweilen, denn die Scheibe erfordert definitiv keine Nerd-Vergangenheit! Man bekommt hier Musik, die Spaß macht und die umso ungewöhnlicher klingt, je westlicher die Ohren geprägt sind.

Yellow Magic Orchestra.
Man muß es nicht verstehen, aber man könnte.
Man muß es nicht mögen, aber man könnte.
Man muß es nicht schätzen, aber man sollte.

Von Jeromin Fest.